Saarbrücken, 03. April 2025 - Die Hans-und-Ruth-Giessen-Stiftung verlieh am 3. April 2025 ihre Förderpreise, mit denen jährlich junge Talente aus den Bereichen Naturwissenschaften, Medizin und klassische Musik ausgezeichnet werden. Die Förderung soll es den Preisträger:innen erlauben, aufwändigere Vorhaben wie Studienaufenthalte oder eigene Forschungsprojekte umzusetzen. Bei der diesjährigen Preisverleihung erhielten mit Dr. Carsten Seyfert und Dr. Viktoria Wagner gleich zwei Nachwuchsforschende des HIPS den mit jeweils 25.000 Euro dotierten Preis. Insgesamt wurden Forschende des HIPS damit bereits zum vierten Mal mit dem begehrten Nachwuchspreis ausgezeichnet: 2021 ging der Förderpreis in der Kategorie Naturwissenschaften an Dr. Chantal Bader, 2022 konnte Dr. Fabian Kern den Preis in der Kategorie Medizin entgegennehmen.
Carsten Seyfert erhielt den Giessen-Preis 2025 in der Kategorie Naturwissenschaften. Im Rahmen seiner Promotion in der Abteilung Mikrobielle Naturstoffe hat er sich von 2020 bis 2024 mit der Charakterisierung und Optimierung einer neuen Antibiotikaklasse, den Darobactinen beschäftigt. Unter der Leitung von Prof. Rolf Müller gelang es ihm, als Teil eines interdisziplinären Forschungsteams, biotechnologische Ansätze zur Produktion und Optimierung dieser Naturstoffe zu etablieren und erfolgreich anzuwenden. Die von ihm generierten, neuartigen Darobactin-Derivate zeigen eine bis zu 128-fach höhere Aktivität als der ursprünglich entdeckte Naturstoff und wirken effektiv gegen mehrere von der Weltgesundheitsorganisation WHO als kritisch eingestufte Krankenhauskeime – selbst wenn diese bereits gegen andere Antibiotika resistent sind. Aktuell arbeitet Seyfert als Postdoc in der Abteilung von Rolf Müller am HIPS, wo er die Entwicklung der Darobactine weiter vorantreibt. Die Fördermittel des Hans-und-Ruth-Giessen-Preises möchte er in seine persönliche Weiterbildung investieren. Dies beinhaltet die Teilnahme an internationalen Konferenzen sowie die finanzielle Unterstützung bei Auslandsaufenthalten und Fortbildungen im betriebswirtschaftlichen Bereich. Die dabei gewonnenen Kenntnisse möchte Seyfert langfristig nutzen, um eine Kommerzialisierung der Darobactine in Form einer Ausgründung zu ermöglichen.
Viktoria Wagner erhielt den Giessen-Preis 2025 in der Kategorie Medizin für ihre Arbeiten zum Einfluss sogenannter nicht-kodierender RNAs in Alterungsprozessen. Während ihrer Promotion in der Abteilung Klinische Bioinformatik von Prof. Andreas Keller konnte sie bereits einen umfassenden Expressions-Atlas der Alterssignaturen nicht-kodierender RNAs erstellen. Die bislang gewonnenen Datensätze sollen in Folgeprojekten erweitert und detailliert untersucht werden. Unter anderem möchte Wagner mögliche Ansatzpunkte für mögliche therapeutische Interventionen identifizieren. Damit bietet ihre Forschung eine vielversprechende Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung altersbedingter Erkrankungen, insbesondere im Bereich Neurodegeneration. Mit den Fördermitteln der Hans-und-Ruth-Giessen-Stiftung möchte Wagner ihre Forschungsergebnisse unter anderem von Mausmodellen in humane Modellsysteme übertragen. Nach Abschluss ihrer Promotion trat Wagner eine Stelle als Postdoc an der Standford University an. Dort arbeitet sie im Labor eines Kooperationspartners aus ihrer Promotionszeit, mit dem sie ihre Projekte gemeinsam weiter vorantreibt.