EN | DE

Projekt „ChloroMalaria“: Neue Wirkstoffklasse gegen Tropenkrankheit

Innovatives Malariaprojekt geht mit GO-Bio initial-Förderung in die nächste Runde

Saarbrücken, 21.09.2023 - Forschenden des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) ist es erneut gelungen, Fördermittel im Rahmen des BMBF-geförderten Programmes „GO-Bio initial“ einzuwerben. Die Fördermaßnahme zielt darauf ab, vielversprechende Forschungsansätze in den Lebenswissenschaften zu identifizieren, deren Innovationspotenzial zu nutzen und eine nahtlose Überführung in die Anwendung zu ermöglichen. Im nun geförderten Projekt „ChloroMalaria-2“ soll eine neuartige Klasse von Naturstoffen für die Behandlung und Bekämpfung von Malaria weiter optimiert werden.

Die Infektionserkrankung Malaria verursacht jährlich über 600.000 Todesfälle und bedroht etwa die Hälfte der Weltbevölkerung. Da der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum zunehmend Resistenzen gegen die zur Behandlung eingesetzten Medikamente entwickelt, ist die Erforschung neuer Wirkstoffe von entscheidender Bedeutung. Forschende der Abteilung Mikrobielle Naturstoffe unter der Leitung von Prof. Rolf Müller am HIPS arbeiten an der Entwicklung einer neuartigen Wirkstoffklasse zur Bekämpfung von Malaria. Das Projekt „ChloroMalaria“ unter der Leitung von Dr. Andreas Kany und Dr. Jennifer Herrmann konzentriert sich auf die Entwicklung von Chlorotonilen, einer Naturstoffklasse, die 2008 erstmals aus dem Bodenbakterium Sorangium cellulosum isoliert wurde. Im Rahmen des GO-Bio initial-geförderten Projektes soll die Wirkstoffklasse für die Therapie von Malaria optimiert und ein kosteneffizientes Herstellungsverfahren entwickelt werden. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.

Die Förderung durch das Programm GO-Bio initial erfolgt in zwei Phasen. In der bereits geförderten Sondierungsphase wurden seit Oktober 2022 unter der Leitung von Dr. Andreas Kany Verwertungsideen erarbeitet und Umsetzungsstrategien entwickelt. In der nun folgenden zweijährigen Machbarkeitsphase sollen gemeinsam mit Partnern der Universität Tübingen unter Leitung von Dr. Jana Held weitere Entwicklungsschritte bis zum "Proof of Principle" durchgeführt werden. Hierzu zählen Tests gegen weitere, zum Teil resistente Stämme des Malariaerregers und klinischer Isolate sowie die Analyse der Übertragungshemmung der Malaria und die Evaluierung der Wirkstoffkandidaten in Malaria-Mausmodellen.

Das langfristige Ziel des ChloroMalaria-Projekts ist die Zulassung und Kommerzialisierung der Substanz „Dehalogenil“, einer speziell auf die Malaria-Therapie angepassten Abwandlung der Chlorotonile. „Angesichts der zunehmenden Resistenzentwicklung bedarf es dringend neuer Medikamente gegen Malaria. Dehalogenil liefert hierzu eine äußerst vielversprechende Ausgangslage und wir wollen diesen Wirkstoff zur Anwendung weiterentwickeln“, sagt Müller. Dehalogenil repräsentiert eine neue Wirkstoffklasse und zeichnet sich durch eine einzigartige Wirkung gegen sexuelle und asexuelle Stadien des Malariaerregers aus. Bisher konnte unter Laborbedingungen zudem keine Resistenzentwicklung beobachet werden, was den Wirkstoff äußerst vielversprechend macht. Das Ziel der nächsten Förderperiode ist es nun, wesentliche Schritte in der weiteren Entwicklung der Substanz in Richtung Zulassung zu adressieren. Dies umfasst neben den oben genannten Schritten zur Charakterisierung der Aktivität gegen Malaria auch die Optimierung der Produktion des Wirkstoffes. Zudem sollen Aspekte der Sicherheitspharmakologie bearbeitet werden, um eine möglichst risikoarme Anwendung am Menschen zu gewährleisten. Die Forschenden des HIPS widmen sich in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Mikrobielle Wirkstoffe (Prof. Marc Stadler, HZI) und Wirkstoffdesign und Optimierung (Prof. Anna Hirsch, HIPS) der Produktionsoptimierung mit dem Ziel, die Ausbeute des Wirkstoffs so weit zu steigern, dass genügend Material für die notwendigen Folgestudien produziert werden kann. Eine spätere Ausgründung soll perspektivisch die Entwicklung eines kosteneffizienten Herstellungsprozesses und die Durchführung der präklinischen und frühen klinischen Entwicklung ermöglichen.

Über GO-Bio initial

Das GO-Bio initial-Programm des BMBF unterstützt die Identifizierung und Entwicklung vielversprechender lebenswissenschaftlicher Forschungsansätze. Durch die Förderung soll ein Reifegrad der Forschungsresultate erreicht werden, der eine Weiterführung in etablierten Förderprogrammen sowie die Ausgründung von Start-up-Unternehmen ermöglicht. Das übergeordnete Ziel ist der nahtlose Transfer vielversprechender Ideen in die Anwendung.

Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland:

Das HIPS in Saarbrücken wurde im Jahr 2009 vom HZI und der Universität des Saarlandes gemeinsam gegründet. Die Forschenden suchen hier insbesondere nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten, optimieren diese für die Anwendung am Menschen und erforschen, wie diese am besten zu ihrem Wirkort im menschlichen Körper transportiert werden können. weitere Informationen

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:

Wissenschaftler:innen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen in Braunschweig und an anderen Standorten in Deutschland bakterielle und virale Infektionen sowie die Abwehrmechanismen des Körpers. Sie verfügen über fundiertes Fachwissen in der Naturstoffforschung und deren Nutzung als wertvolle Quelle für neuartige Antiinfektiva. Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) betreibt das HZI translationale Forschung, um die Grundlagen für die Entwicklung neuartiger Therapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten zu schaffen. weitere Informationen


Weitere News